Joker – why so serious

So, ich habe jetzt auch endlich mal den Joker gesehen. Ich mochte ihn und sehe ihn im Oscar-Rennen auch deutlich vor Parasite, dem ich am liebsten alle Auszeichnungen aberkennen würde. Aber zurück zu Joker, im Folgenden meine Gedanken zum Film dazu:

Als er noch im Kino lief, habe ich lange überlegt ihn mir im Kino anzusehen. Nach der vernichtenden Kritik von 2 Sternen von Filmstarts – auf die ich übrigens relativ viel gebe, war ich aber anfangs so stark abgeneigt, dass ich den richtigen Zeitpunkt verpasst habe. Als er nun on Demand günstig verfügbar war, beschloss ich mir aber doch eine eigene Meinung zu machen.

Joker als Gesellschaftskritik

Ihn mit irgendeinem anderen Superhelden/Actionfilm zu vergleichen, ist fast unmöglich. Am ähnlichsten ist vielleicht noch Logan, der aber noch zu viele Ähnlichkeiten mit den anderen Filmen der Reihe hat. Hätte man nicht bewusst den Draht zum Joker gesponnen, wäre die Verbindung zum Comic-Universum mir nicht ersichtlich gewesen. Und auch dieser gespannte Draht ist dünn.

So wird der Joker als gebrochener Einzelgänger präsentiert und hat relativ wenig mit dem angstmachenden Verrückten zu tun, den man aus den anderen Adaptionen kennt. Die Gründe könnten daran liegen, dass gerade das Mysterium Joker ausmacht: Keiner kennt seinen Namen, weiß, wo er herkommt. Das wird im Film komplett aufgedeckt.

Der ganze Film wird so schnell zur Gesellschaftskritik: Ein misshandeltes Kind mit psychischer Störung, was durch die Qualen der Gesellschaft zum (kleinen) Monster mutiert. Was mit hier fehlt, ist die wahre Boshaftigkeit, der Plan hinter der Verrücktheit. Zwar tötet er Menschen, am Ende hat er aber immer Gründe dafür. Für eine Originalstory fehlt mir hier der große Schritt vom normalen Verrückten zum Superbösewicht.

Der Draht zu Batman

Auch die Anspielungen zum Batman/DC Universum erscheinen mir relativ beliebig und nicht immer logisch. So soll er etwa das Kind von Thomas Wayn sein, was zum Glück schnell als Einbildung seiner kranken Mutter aufgeklärt wird. Das Bruce in dem Film noch ein Kind ist, passt in meinen Augen vom Alter nicht. Auch steht ihm wie auch dem vermeintlichen Alfred die Rolle nicht.

Auch die Verwandlung zum Joker ist für mich ein wenig sehr holprig: Die Idee einer psychischen Erkrankung, die dafür sorgt, dass er unkontrolliert lachen muss, mag ich. Warum er dann aber plötzlich zur grünen Haarfarbe greift, bleibt für mich relativ beliebig. Hier scheint es so, als wolle man sich von allen bisherigen Interpretationen abkoppeln – sowohl die Narbe am Mund als auch das Säurebad bleiben uns erspart.

Fazit

Für mich bleibt am Ende leider der Draht zum DC Universum zu dünn. So ist Joker für mich ein Film über einen Einzelgänger, dessen Bezug zu einem der ikonischsten Filmbösewichte eher wie die Nadel im Heuhaufen gesucht werden muss. So bleibt er zu zahm, ich warte förmlich jede Sekunde darauf, dass er explodiert und Gotham ansatzweise in Chaos stürzt. Dementsprechend zahm ist auch das Ende – auch wenn ich die Darstellung von Joaquin Phoenix durchaus zu würdigen weiß. 

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