Call me by your name – überhyptes Erzählkino

Ich glaube für diese Rezension zu Call me by your name werden mich viele hassen, aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Wie auch bei diesem mit 4 Oscars nominierten Drama über die Sommeraffäre eines Jungen mit einem älteren Mann im Italien der 80er-Jahre. Es kann aber auch an den Erwartungen liegen: So wurde er in Social Media von meinem sozialen Umfeld geradezu gefeiert, sodass ich dann irgendwann zu dem Entschluss kam, ihn dann wohl dann auch sehen zu müssen. Das Buch habe ich übrigens nie gelesen, aber genug, jetzt komme ich konkret zum Film.

Alles fängt so schön an: Ein Teenager lebt mit seiner Familie auf einem wunderschönen Anwesen in Italien. Über den Sommer ist ein Professor zu Besuch, mit dem sich der Junge anfreundet und später dann auch Gefühle für ihn entwickelt. Zu Beginn ist der Film wirklich wie ein Traum eines perfekten Sommers, den mal (wahrscheinlich) selbst nie hatte. Alles blüht, die Bäume hängen voll mit Obst, die Sonne scheint, hach. Doch je weiter der Film fortschreitet, desto mehr offenbaren sich zumindest mir die großen Probleme des Films.

Die Handlung des Films dümpelt nur so vor sich hin […]. Gerade in Kombination mit dem ersten Punkt, der vollkommen klassisch gehaltenen Machart, ein Todesurteil.

Nummer 1: Ich finde ihn einfach viel zu klassisch. In seiner Machart ist er an das Erzählkino aus früheren Zeiten angelehnt, was für mich am Anfang noch funktioniert, aber schnell auch langweilig wird. Es gibt keine wirklichen Zeitsprünge, keine modernen Filmtechniken, die in der heutigen Zeit möglich sind und regulär auch zum Einsatz kommen; es ist fast so, als erlebt man den Sommer live selbst mit. Das wäre auch gar nicht so schlimm, wäre da nicht Nummer 2: Aus meiner Sicht gibt es keine wirkliche Handlung. 

Ein Junge verliebt sich in einen älteren Mann, das ist das Thema des Films. Viel mehr passiert aber auch nicht in dem ganzen Film. Die Handlung des Films dümpelt nur so vor sich hin, es passiert nichts, was man so nicht hätte vorhersehen können. Gerade in Kombination mit dem ersten Punkt, der vollkommen klassisch gehaltenen Machart, ein Todesurteil. Doch da gibt es auch noch Nummer 3: Ich verstehe weder die Personen noch ihre Motive oder Handlungen. 

Ein Professor ist zu Besuch, der eigentlich Besuch des Vaters ist. Warum unternimmt der Junge von Beginn an so viel mit ihm? Worauf beruhen die Gefühle der beiden füreinander? Wenn der Professor es doch selbst als einen Fehler bezeichnet, etwas mit den Jungen anzufangen, warum tut er das dann? Zumal er ja, wie man ein wenig später erfährt, kurz darauf heiratet. Ich könnte noch so viel mehr Beispiele aufzählen, aber dabei wollen wir es erst mal belassen.

Fazit: Call me by your name als gut gemeinte Hommage an das Erzählkino aus früheren Zeiten. Gerade im Verlauf des Films offenbaren sich aber immer mehr seine Schwächen und auch Längen. Da mir aber der Ansatz und auch der Anfang gefällt und ich auch durchaus sehr viel Subjektivität in dieser Rezension anerkenne, vergebe ich 5 von 10 Sternen.

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